„Nichts hat sich verändert! Es geschieht nichts, nichts ist geschehen! Die Jahreszeiten drehen sich um ihre Achse, am lieblichen Himmel ziehen weise Gestirne und verdammen mit ihrer unbeirrbaren Geometrie die tollgewordenen, entgleisten Sterne, die die Himmelswiesen mit ihrem flammenden Schweif in Brand setzen, mit ihrem Sirenen-geheul die süße Musik der Planeten stören, durch den Luftzug ihres ungestümen Laufs das ewige Kreisen aus der Bahn werfen, die Konstellationen sprengen und an allen Kreuzwegen des Firmaments unheilvolle Zusammenstöße herbeiführen. In Wahrheit ist alles in Ordnung, die Welt im Gleichgewicht! Wir stehen im Zenit des Jahres, die Zeit ist hoch und reglos! Glück! Glück! Der Sommer ist da! Was kümmert uns der Rest? Das Glück ist unser Stolz.” (1)
(1) Albert Camus, aus: Der Belagerungszustand (1948), in: Dramen. Aus dem Französischen übertragen von Guido G. Meister. Rowohlt-Verlag, Reinbek b. Hamburg 1991, S. 131 (es spricht: „Der Chor“).
Serie Camus‘ Lieblingswörter (Textauswahl von Andreas Arnold für die Suite Camus): Nr. 1 Die Welt , Nr. 2 Der Schmerz, Nr. 3 Die Erde, Nr. 4 Die Mutter, Nr. 5 Die Menschen, Nr .6 Die Wüste, Nr. 7 Die Ehre, Nr. 8 Das Elend
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