Impressionen von den XXXV. Rencontres Méditerranéennes (3)

Sur la terrasse d’Albert: Blick auf das Château von Lourmarin am Abend. ©Foto: Anne-Kathrin Reif

Lourmarin, 7. Oktober 2018. Da hatte ich doch tatsächlich zu Beginn der Rencontres die Vorstellung, über die verschiedenen Vorträge hier im Blog inhaltlich zu berichten. Ein klarer Fall von Selbstüberschätzung. Den in angenehmem Sprechtempo und präzisem Duktus vorgetragenen Ausführungen einiger Referenten und Referentinnen zu folgen, erforderte schon meine ganze Konzentration, sodass ich es bald aufgab, das Ganze auch noch blogtauglich protokollieren zu wollen. Ganz zu schweigen von jenen Referentinnen, deren Sprechgeschwindigkeit an Maschinengewehrsalven erinnert – da konnte ich selbst nur noch die Waffen strecken. Der etwas martialische Vergleich mag übertrieben erscheinen, passt aber dann doch zum diesjährigen Thema Albert Camus face à la violence. Ein positiver Ertrag für mich war auf jeden Fall die Erkenntnis, wie viele Facetten sich diesem Thema abgewinnen lassen. Der Bogen spannt sich aus zwischem eher philologischem Interesse, das immer neue Details zur Genese der Schriften von Camus zu Tage fördert, seiner politischen Haltung in Bezug auf das Spannungsverhältnis zwischen gewaltfreien Widerstand und der Bereitschaft zum bewaffneten Kampf, und der Re-Lektüre seiner Werke, die sie in immer wieder neuem Licht erscheinen lassen und uns damit immer wieder neu inspirieren (und in denen ja tatsächlich diverse Formen von Gewalt eine große Rolle spielen). Selbst der 2017 veröffentlichte Briefwechsel Camus-Casarès ließ sich da unter dem Aspekt der violence de l’amour einbeziehen, was mir persönlich allerdings ein bisschen weit hergeholt war  –  zumal man im Deutschen wohl eher von der Macht als von der Gewalt einer Liebe sprechen würde. Eine Abgrenzung, die unter Umständen auch in anderen Hinsichten schärfer zu treffen wäre, als es in einigen Vorträgen hier der Fall war. Aber woran und wie macht man diesen Unterschied fest? Solche Fragen sind es, die zum Weiterdenken anregen und weshalb ich vollgesogen und sehr bereichert diese XXXV. Rencontres Mediterranéennes verlasse – vor allem aber auch wegen der einmal mehr sehr offenen, freundschaftlichen Atmosphäre, dem herzlichen Wiedersehen, den vielen Gesprächen und dem Austausch am Rande. Und nicht zuletzt, weil ich noch einmal den Aperitif sur la terrasse d’Albert genießen durfte –  mit den unverbauten, unveränderten Blick hinüber zum Schloss, während sich das Abendliicht über die Olivenbäume senkt. Merci à tous!

Und noch ein paar Impressionen in Bildern:

Auf dem Podium (oben): Lou Marin, Agnès Spiquel, Heinz-Robert Schlette, Kuno Fuesser (v.l.n.r.), Jean-Louis Meunier. Unten: Anne Prouteau, Françoise Kleltz-Drapeau, Virginie Lupo.

Sur la terrasse d’Albert: Antoine Maisondieu und Alexandre Alajbegovic, Anne-Kathrin mit Gribouille, einem der drei Haushunde, Alexandre und Anne-Kathrin, Jean-Louis Meunier.

Sur la terrasse d’Albert: Guy Basset (oben re.), Jean-Pierre Benisti, Kuno Fuesser und Alexandre Alajbegovic, Heinz-Robert und Ruth Schlette.

Sur la terrasse d’Albert: Agnès Spiquel, Virginie Lupo und Alessandro Bressolin. Alle Fotos: ©Anne-Kathrin Reif

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