Neugier auf die „Rencontres“ 2023 in Lourmarin

Ankündigung der Rencontres Méditerranéennes, die in diesem Jahr Festivalcharakter haben. ©A-K. Reif

Lourmarin, 29. September 2023. Wie schön, endlich wieder einmal hier zu sein! Camus-Land präsentierte sich schon gestern beim Ankommen in später Nachmittagssonne von seiner schönsten Seite. Der erste Blick aufs Dorf, der erste Gang durch die Gassen und das erste Glas Rosé auf dem Platz – so vertraut und aufgeladen mit Erinnerungen. Es wurde Zeit, wieder einmal herzukommen. Der Impuls dazu kam vor einigen Wochen, als ich das Thema der diesjährigen Rencontres Méditerranéennes sah: Albert Camus et les femmes. Das hat mich natürlich aufmerken lassen und neugierig gemacht, fällt es doch so gänzlich aus dem üblicher Weise eher wissenschaftlichen Rahmen der jährlichen Rencontres. Tatsächlich war ich auch sehr skeptisch ob dieses Themas, verführt es doch vielleicht dazu, allerlei Klischees über den homme à femmes Camus und seine vielen Geliebten breitzutreten, was letztlich nichts anderes ist als Klatsch und Tratsch.

Plakatierung des Camus-Festivals in Lourmarin

Nun hat man das Thema in der Zwischenzeit gedreht: Les femmes et Camus lautet es jetzt. Was irgendwie einen Unterschied macht, auch wenn der nicht so wirklich zu packen ist. Ins Auge fällt aber, dass die Rencontres dieses Mal ganz anders konzipiert sind, nämlich eher mit Festivalcharakter: Es gibt Lesungen und Workshops (in Schulen ebenso wie öffentlich), eine Ausstellung, ein Konzert und überhaupt so dies und das, was mit dem Thema alles erstmal nix zu tun hat. Die conférences in Zusammenarbeit mit der Société des Études Camusiennes – sonst oft über zwei oder drei Tage verteilt gewesen – finden nur am morgigen Samstagvormittag statt. Was ich unter Jeux et enjeux du féminin dans l’œuvre Camusienne, dem Vortrag von Zakia Adelkrim, zu erwarten habe, erschließt sich mir bislang nicht („Spiele und Herausforderungen des Weiblichen“? Spiel und Spieleinsatz? Auch auf deutsch macht mich das nicht schlauer). Anne Prouteau spricht über Die Liebenden (welche?) und Alice Kaplan über Die Mutter des Dr. Rieux. C’est tout. Dabei wäre das doch eine schöne Gelegenheit gewesen, über die letztgenannte hinaus einmal die Rolle der Frauen im Werk von Camus näher zu beleuchten – von Janine in Der glückliche Tod und Maria in Der Fremde über Caesonia in Caligula und die drei das Geschehen bestimmenden Frauen in Das Missverständnis bis hin zu Dora in Die Gerechten. Ist ja nicht so, als kämen keine Frauen vor…

Aber sei’s drum. So blieb heute Vormittag schonmal Zeit über den herrlichen Markt in Lourmarin zu bummeln, und anders als im Hochsommer, wo sich die Massen im Schritttempo hindurchschieben, konnte man heute wirklich von entspanntem Bummeln sprechen. Und Thema hin oder her freue ich mich auf die Veranstaltungen und die Camus nahen Tage, die der Seele gut tun! Eine Portion schönste Spätsommerstimmung schicke ich mit an alle, die zuhause mitlesen! À bientôt!

-> das gesamte Programm weiter unten

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Die Ankündigung der Rencontres zum Thema „Die Frauen und Camus“
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6 Antworten zu Neugier auf die „Rencontres“ 2023 in Lourmarin

  1. J-L Marie sagt:

    Liebe A-K !

    An die Arbeit!
    Du hast das Thema umzingelt, genug Ideen und Material : Jeannine, Maria, Caesonia, Dora und andere kreierte Wesen. Stoff für ein Buch. Bin schon sehr gespannt. Geniesse die Zeit …auch „wenn naturgemäß das Leben nicht leicht ist“ ( schrieb irgendjemand)
    Liebe Grüße

  2. Claudie Menini sagt:

    Bienvenue à Lourmarin chère Anne-Kathrin
    À bientôt.
    Claudie

  3. Gisela Katritzke-Brückner sagt:

    Ja, bei mir kommt Sehnsucht auf nach diesem Ort, den wir im Mai nach 20 Jahren wieder besucht haben. Zum Thema ‚Frauen und Camus‘: es gab mal einen Film, in dem viele Frauen seines Lebens zu Wort kamen, Briefe zitiert wurden, die er kurz vor seinem Tod an sie geschrieben hatte. Ich wüsste gern, wo es diesen Film gibt.
    Nachträglich zum diesjährigen Urlaub
    im Mai: vis-à-vis vom Friedhof, Richtung Ort, konnten wir allabendlich eine Nachtigall hören.
    Allerbest Gisela

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Liebe Gisela, den Film kenne ich leider nicht – würde mich aber sehr interessieren! Eine Nachtigall habe ich noch nicht gehört… heute Nacht lasse ich das Fenster offen! Herzliche Grüße, Anne-Kathrin

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