Adieu – à la prochaine fois…

Lourmarin, 7. Oktober 2018. Kein Aufenthalt in Lourmarin ohne einen Gang zum Friedhof – die pèlerinage au tombeau, wie Ms. Schlette es leicht süffisant nannte, gehört einfach dazu. Passend dazu hat sich die strahlende Spätsommersonne verabschiedet, auf den Kieswegen des Friedhofs hat der nächtliche Regen Pfützen hinterlassen, und ein milchigtrüber Himmel wölbt sich über den Gräbern. Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch am Grab 2013, als im sommerheißen Juli der Oleander in voller Blüte stand und der Duft von Rosmarin und Lavendel in der Luft lag. Jetzt im Oktober hat er längst die Blüten abgeworfen, und die Inschrift verschwindet mehr und mehr im verwitternden Stein. Über den Zustand des Grabes wird viel diskutiert, was man vielleicht auch verstehen kann, aber ich komme wieder einmal zu den Schluss: Irgendwie passt dieses Grab doch zu ihm. Schaut man sich um, so sieht man die typischen Gräber des Südens, die ganz und gar mit erhöhten, schweren, glatten Steinplatten bedeckt sind, oftmals überladen mit porzellanenen oder sonstwie künstlichen Blumengestecken, gerne auch mit rührend-kitschigen Erinnerungstäfelchen versehen. Camus‘ Grab ist eines der ganz wenigen Erdgräber mit natürlichem Bewuchs. Inmitten der steinernen Gräberlandschaft mutet es an wie ein kleines Stück Garten, das man sich selbst überlässt, und das sein Aussehen wandelt im Einklang mit den Jahreszeiten und der vergehenden Zeit. „Mir gefällt, dass ich endlich den Friedhof gefunden habe, wo man mich begraben wird. Dort werde ich gut liegen,“ hatte er einst gesagt¹ – und so sei es. Vielleicht werden ja das nächste Mal, wenn ich wiederkomme, die Schwertlilien blühen… Adieu, et à la prochaine fois!

¹ Camus in einem Gespräch mit Urbain Polge, wiedergegeben von Olivier Todd in Albert Camus. Ein Leben, Rowohlt-Verlag, Reinbek b. Hamburg 1999, S. 804.

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