Vom „Sozialismus der Galgen“ und der Freiheit der Kunst

Albert Camus, gezeichnet von Sebastian Ybbs.

„Schließlich glaube ich (wie man sagt: ich glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde), daß die Freiheit und die freie Gegenüberstellung der Verschiedenheiten die unerläßliche Bedingung intellektueller Schöpfung und historischer Gerechtigkeit bilden. Ohne Freiheit keine Kunst; die Kunst lebt nur von den Beschränkungen, die sich sich selbst auferlegt, an den anderen geht sie zugrunde. Aber ohne Freiheit auch kein Sozialismus, es sei denn der Sozialismus der Galgen.“ (1)

Der Jour fixe der Albert Camus Gesellschaft in Aachen am kommenden Dienstag 12. März 2024, rückt unter dem Titel Camus‘ Sozialismus – und Sozialismus heute den politischen Camus in den Mittelpunkt.  

Ich weiß nicht, ob das Thema der Freiheit der Kunst dabei auch Thema sein wird, aber bei der Suche nach einem schönen Zitat, um die Ankündigung auszuschmücken, wie ich es gern tue, stieß ich auf den oben zitierten Schluss des Interviews, welches Albert Camus 1956 im Zusammenhang mit dem Aufstand in Ungarn gegeben hat. Auf eine Umfrage der von Iganzio Silone und Nicola Chiaromonte geleiteten italienischen Zeitschrift Tempo presente hatte er die Antworten gegeben, die er anschließend für die französischen Leser von Demain näher ausgeführt hat. Deutsch findet man es unter dem Titel Der Sozialismus der Galgen in der Sammlung Fragen der Zeit. Ob nun im Zusammenhang mit dem Sozialismus oder davon vollkommen lösgelöst scheint es mir einerseits von zeitloser Gültigkeit und andererseits heute angesichts ausufernder Debatten über das, was im Bereich der Kunst und Kultur von immer mehr mit- bzw. gegeneinander ringenden Interessengruppen gerade alles als nicht mehr statthaft angesehen wird, so dringlich und aktuell wie schon lange nicht mehr. 

Holger Vanicek schreibt in der Ankündigung für den Jour fixe:

„Der Sozialismus hatte in seinem Ursprung noch konkrete Leitgedanken, anhand derer man zumindest gewisse Eckpunkte in seiner Auslegung definieren konnte. Doch bald schon entwickelten sich vielfältige Strömungen der linken Bewegung, die sich zum Teil auch untereinander bekämpften. Albert Camus stand dem Sozialismus immer sehr nahe, vor dem Krieg war er kurzzeitig Mitglied in der kommunistischen Partei, danach hatte er enge Kontakte zu sozialistischen Politikern, die sich um den Wiederaufbau der französischen Republik mühten, schließlich zog es ihn hin zu den Anarcho-Syndikalisten. Sozialismus heute zu definieren, fällt insbesondere schwer, da sich neben Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten die Bewegung in immer neue Strömungen auffächert, die sich eher im Hinblick auf das politische Tagesgeschäft als durch ihre ursprünglichen Intentionen unterscheiden.

Was steckt hinter der sozialistischen Idee, wie sie etwa Camus‘ Verständnis entspricht? Diese Fragestellung dürfte auch im Hinblick auf die anstehende Europawahl interessante Aspekte hervorbringen.

Nach einer kleinen Einführung in das Thema, wollen wir mit Euch/ Ihnen darüber ins Gespräch kommen. Die Teilnahme ist (wie immer) offen für alle Interessierten, kostenlos und ohne Anmeldung möglich. Ein Vorwissen ist nicht erforderlich, Neugier hingegen förderlich.

Termin: Dienstag, 12. März 2024 um 19.30 Uhr, im LOGOI, Jakobstraße 25a in Aachen.

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(1) Albert Camus, Der Sozialismus der Galgen, in: Fragen der Zeit, Deutsch von Guido G. Meister. Rowohlt-Verlag, Hamburg 1960, S. 188)

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