Was für ein berührendes Fundstück ist dieses kleine, keine zwei Minuten lange Video: Szenen von der Beerdigung Albert Camus‘ am 11. Januar 1960, heute vor 55 Jahren. Ein langer Trauerzug folgt dem von Bewohnern des Dorfes getragenen Sarg hinaus zum kleinen Friedhof von Lourmarin. Inmitten der überwiegend schwarz gekleideten Menge: Francine Camus im hellen Mantel und hellen Kopftuch, das schöne Gesicht wie versteinert. Die Kinder Catherine und Jean sind nicht dabei – sie wussten zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, dass ihr Vater gestorben war, wie Catherine Camus einmal in einem Interview erzählte.
Offenbar war es ein schöner, heller Wintertag – genau so wie vor gerade einmal einer Woche, als ich dem Grab von Albert Camus wieder einmal einen Besuch abstattete. Eine Rose hatte ich diesmal nicht dabei, denn einen Blumenladen habe ich im Dorf immer noch nicht entdeckt, der Markt findet im Winter nicht statt, und die Rosen auf der Verkehrsinsel vor dem Friedhof blühen auch noch nicht. Überrascht stellte ich jedoch fest, dass sich offenbar im Laufe des vergangenen Jahres eine neue Gepflogenheit etabliert hat: Besucher hatten zum Zeichen des Gedenkens Steine auf dem Grab abgelegt, auf die kleine Botschaften geschrieben stehen: „Meinem Mentor Albert Camus“ … „Merci pour ton lutte et ta honestidad“ (in französisch-spanischem Sprachmix), ein Gedicht, das schon etwas verblichen ist und bei dem noch Wörter wie „silence“ und „lumière“ zu entziffern sind, kleine Zeichen der Ehrerbietung wie „Für Albert Camus, einen großen Humanisten“, einfach Namen – und immer wieder: Merci.
Lourmarin im Januar 2015: Der Friedhof, das Grab von Albert Camus, links neben ihm das seiner Frau Francine. ©Fotos: Anne-Kathrin Reif
P.S.: Leider funktioniert das eingebundene Video nicht bei jedem Aufruf. Für diesen Fall hier der Link: Les obsèques d’Albert Camus à Lourmarin
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