Es gibt diesen Blog seit dem 1. Januar 2013. Kein Zufall: Die Idee war, das „Camus-Jahr“ 2013, in dem sich der Geburtstag von Albert Camus zum einhundertsten Mal jährte, zu begleiten – 365 Tage lang. Das hat in zweierlei Hinsicht nicht ganz geklappt: Erstens habe ich es nur zwei Monate lang durchgehalten, wirklich jeden Tag einen Eintrag zu verfassen – bis das ganz normale Redakteurinnen-Arbeitsleben bei einer Tageszeitung das etwas zu ambitionierte Vorhaben auf ein verträgliches Maß zurückstutzte. So gibt es aus 2013 nicht 365 sondern nur 186 Beiträge. Meinen Rückblick auf dieses erste Blog-Jahr kann man in einem ausführlichen Interview nachlesen, das die Wochenzeitung Welt am Sonntag im Dezember 2013 mit mir geführt hat. Dass 365 Tage Camus dort als „wichtigstes deutsches Albert-Camus-Forum“ bezeichnet wird, freut mich natürlich.
Zweitens: Ich habe den Blog nicht wie geplant mit Ablauf des Jahres 2013 beendet. Es macht einfach zu viel Spaß. Und im Grunde ist jedes Jahr Camus-Jahr für mich, und zwar zumindest indirekt 365 Tage lang. Denn Camus begleitet mein Leben, und das schon seit vielen Jahren.
Auch davon erzählt dieser Blog. Er erzählt von Momenten, in denen ich Camus im Alltag wiederfinde und von solchen, wo er mich mit seinen Gedanken und seiner Poesie aus dem Alltag heraushebt. Er erzählt von Reisen, die mich manchmal auf seine Spuren führen und von Begegnungen mit Menschen, die in Camus einen gemeinsamen Freund sehen. Ich versuche, so vollständig wie möglich zu verfolgen, was an Camus-Aktivitäten im deutschsprachigen Raum stattfindet und sammle die Termine zu Theaterstücken, Ausstellungen, Tagungen, Lesungen und Vorträgen in der regelmäßig ergänzten Rubrik „Aktuelles“. Regelmäßig unregelmäßig werfe ich im weltweiten Web mein Netz aus, um zu schauen, was an Camus-Fischen darin hängen bleibt. Mit einem Augenzwinkern betreibe ich gelegentlich das von mir erfundene Spiel „immer nur einen Schritt von hier bis zu Camus“, bei dem ich mir den Spaß mache, auch von scheinbar entlegenen Punkten aus eine Verbindung zu Camus herzustellen. Natürlich verfolge ich so gut es geht alles, was es an deutschsprachigen Neuerscheinungen zu (oder gar von) Camus gibt, auch wenn es meist nicht gelingt, das alles ordentlich aufzuarbeiten. Und es zeichnet sich ab, dass die Kreise, die ich um Camus herum ziehe, mit der Zeit größer werden.
Kurzum: Dieser Blog ist assoziativ, spielerisch und ganz und gar unwissenschaftlich. Auch wenn (oder gerade weil?) meine langjährige akademisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk von Albert Camus, die sich in meiner Dissertation niedergeschlagen hat, sicherlich dem Ganzen ein recht solides Fundament verschafft. Auch im Blog lege ich besonderen Wert darauf, die Zitate von Camus korrekt und mit Quellenangabe versehen wiederzugeben.
Ich möchte an dieser Stelle dem Camus-Estate, dem Verlag Gallimard sowie dem Rowohlt-Verlag danken, die mir für „365 Tage Camus“ das Zitatrecht auch für so genannte „frei stehende“ Zitate erteilt haben, die ansonsten dem Urheberrecht unterliegen. Bitte beachten Sie, dass sämtliche Texte und Fotos im Blog (soweit sie nicht aus einer öffentlichen Quelle wie etwa wikipedia entnommen sind) ebenfalls dem deutschen Urheberrecht unterliegen. Ihre Verbreitung bedarf der vorherigen Zustimmung. Das Teilen der Blogbeiträge in sozialen Netzwerken ist davon nicht betroffen.
Ich freue mich, dass Sie diesen Blog gefunden haben und freue mich noch mehr, wenn Sie ihn weiter begleiten und sich damit selbst „ein bisschen Camus“ ins Leben holen. Denn wie sagt seine Tochter Catherine völlig zu Recht: „Lesen Sie ihn! Er tut gut.“
Herzlichen Dank und merci beaucoup!
Anne-Kathrin Reif
P.S.: Sollten Sie auf älteren Beiträgen landen und sich über unschönes Foto-Layout wundern: Die Seiten sind bei einer Word-Press-Aktualisierung quasi „auseinandergeflogen“, was mich zutiefst ärgert – sich aber auf die Schnelle nicht beheben lässt.
Liebe Frau Reif,
zu diesem klugen und schönen Buch muss ich Ihnen von Herzen gratulieren. Ich gehöre zu jenen von Ihnen angesprochenen Camus-Lesern, die nur einen geringen Teil seines Werkes kennen: Das Missverständnis, Die Pest und Der erste Mensch. Deswegen bin ich Ihnen sehr dankbar, dass mir Ihr Buch einen Blick auf das Gesamtwerk dieses großen Schriftstellers ermöglicht hat.
Wie Sie, bin auch ich ein großer Freund der französischen Kultur und Literatur. Das hat mich in den letzten sieben Monaten dazu gebracht, mich intensiv mit Julien Benda, dem enfant terrible der französischen Literatur im 19. Jahrhundert zu befassen. Nur wenige seiner Zeitgenossen schätzten ihn, wie z.B. Etiemble, der ihn als wichtigen grand emmerdeur bezeichnet. Seine Werke, so Etiemble, würden man auch in 100 Jahren noch lesen.
Ich suchte eine deutschsprachige Biographie von Benda, die es aber nicht gibt. So kam ich auf die vermessene Idee, seine Autobiographie La jeunesse d’un clerc ins Deutsche zu übersetzen. Ursprünglich wollte ich nur seine Kapitel über Familie und Schule übersetzen. Dann fing ich Feuer und übersetzte weitere für die Person Benda aufschlussreiche Seiten. So entstanden 110 Seiten, die ich als einen Versuch über Julien Benda bezeichnen möchte.
Die Existentialisten sah Benda als Romantiker. Heidegger entlarvte er sehr früh als NS-freundlich. Das Buch Tradition de l‘ existentialisme erschien 2014 bei Edition Grasset, Paris. Darin wird auch Camus besprochen, aber ich besitze das Buch noch nicht und kann deshalb zu Bendas Beurteilung von Camus nichts sagen. Sollten Sie mehr wissen, würde ich mich über Ihre Nachricht freuen.
Als Dank für Ihr aufschlussreiches Buch habe ich eine kleine Rezension geschrieben. Ich schicke Sie Ihnen per Mail, da ich als Analphabet in Software nicht weiß, wie ich sie auf Ihren Blog übertragen kann.
Ich grüße Sie herzlich.
Klaus Hölzer
Lieber Herr Hölzer,
Sehr herzlichen Dank für Ihren Kommentar und Ihre freundliche Rezension! Es freut mich immer besonders, wenn jemand auf verschlungenen Wegen auf Camus und dann sogar auf mein Buch stößt und daraus auch mehr als zehn Jahre nach Erscheinen noch Anregungen für sich beziehen kann! Zu Benda kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen, ich muss gestehen, dass er mir weitgehend unbekannt ist. Sollten Sie doch noch fündig werden, freue ich mich, wenn Sie mir über seinen Kommentar zu Camus berichten! Mein Buch ist derzeit ja leider vergriffen, aber vielleicht kann ich es doch noch einmal neu in die Welt bringen, wir werden sehen! Mit herzlichem Gruß, Anne-Kathrin Reif
Der Dokumentarfilm „Lektüre fürs Leben“ über den ich durch ihr Engagement und damit der Einstellung dieses Filmes erfuhr, ist ein ganz ganz großartiges Werk. Wie wunderbar die Stimmen der mir nun bekannten Unbekannten zu vernehmen. Wie herrlich die Stimme dieser Menschen zu hören, ihre wahrhaftige Physis zu sehen. Sie endlich auch liebe Frau Reif. Das dann auch noch Patti in Vichy spricht und singt ja das hat mich nun davon überzeugt, wie voreilig mein Handeln war. Aber jetzt bin auch ich glücklich dass dann doch am Ende alles gut wird. Camus Stimme so großartig nun zu hören.
Hallo Frau Reif, schon seit längerer Zeit, lese ich Ihren Blog, für den ich mich an dieser Stelle auch einmal bedanken möchte.
Heute möchte ich mit einer Frage an Sie wenden:
Gibt es außer „Die Inseln“ und dem Briefwechsel noch andere Werke von Jean Grenier, die auf deutsch erschienen sind? Ich konnte bei meinen Recherchen nichts finden. Deshalb möchte ich Ihren „Wissensschatz“ anzapfen.
Mit herzlichem Dank für eine gelegentliche Antwort
Ralf Neumayer
Lieber Herr Neumayer, herzlichen Dank für Ihren Dank, ich habe mich sehr gefreut! Soweit ich weiß, gibt es im Merve Verlag (1995) noch die Schrift „Über Indien“ von Jean Grenier, allerdings nur noch antiquarisch. Schauen Sie doch mal im Zentralen Verzeichnis antiquarischer Bücher https://www.zvab.com/. Weitere sind mir nicht bekannt, aber „allwissend“ bin ich natürlich ganz und gar nicht! Mit herzlichem Gruß, Anne-Kathrin Reif