„Und trotzdem“ – Wuppertaler Bühnen bringen „Das Missverständnis“ von Albert Camus‘ auf die Bühne

Szenenfoto aus „Das Missverständnis“ von Albert Camus an den Wuppertaler Bühnen. Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. In „meiner“ Stadt wird Camus gespielt, aber ich muss mich leider noch ein wenig gedulden – zur Premiere von Das Missverständnis am morgigen Samstag im Theater am Engelsgarten und auch zur nächsten Vorstellung werde ich nicht da sein können. Aber Ihr vielleicht, liebe Blog-Leser und Camus-Freundinnen? Dann bin ich neugierig auf Eure Eindrücke – ich freue mich über Kommentare hier im Blog!

Immerhin konnte ich gerade schonmal einen Blick ins Programmheft werfen – und stelle überrascht und mit großer Freude fest, dass ich dort zitiert werde. Die Essenz des Stückes, um die es geht, finde ich in diesem Text schön erfasst. Jetzt bin ich gespannt auf die Umsetzung!

Unter der Überschrift „UND TROTZDEM.“ schreibt Peter Walgram:

„Das Missverständnis wird als Camus‘ erfolgloses­tes Stück bezeichnet und findet wenig Beachtung innerhalb seines Gesamtwerks. Uraufgeführt im besetzten Paris 1944 fällt es bei Publikum und Kritik durch. »Paris hat andere Sorgen« schreibt Iris Radisch.

Auch wir haben »andere Sorgen«. Der Klima­ wandel ist in aller Munde. Bestimmte »Kipp-­Punkt«­ Modelle entwerfen Szenarien, in denen die finale Krise bereits in 15 Jahren eintreten könnte. Und trotzdem: wir machen weiter, setzen uns für Klimaschutz ein. In unsere Probenzeit fällt eine Großdemo, wir gehen hin und skandieren schiefe Reime gegen die Klimapolitik. Wir schließen Rentenverträge ab. Wir setzen Kinder in die Welt. Wir planen für morgen.
Für die Camus­-Expertin Anne-­Kathrin Reif schlägt ›Das Missverständnis‹ eine Brücke vom absurden Camus zum revoltierenden Camus. Der Autor selbst gibt im Vorwort dem schwarzen Stück eine Moral, eine Handlungsanweisung: Sei aufrichtig! Sag, wer du bist, was du denkst und was du willst! Jan fehlt die Aufrichtigkeit und daran muss er zugrunde gehen. Martha ist, auf den ersten Blick, der absurde Mensch, wie Camus ihn entwirft. Sie hat die Sinnlosigkeit des Lebens erkannt. Aber wir dürfen sie uns – im Gegensatz zu Sisyphos – eben nicht als einen glücklichen Menschen vorstellen. Ihr fehlt die Mitmenschlichkeit und daran muss sie zugrunde gehen.
Übrig bleibt Maria. Sie steht allein, hilflos und ver­ loren im Sinnlosen. Aber sie steht und sie lebt. Sie hat die Chance, weiterzumachen, weiterzukämpfen, aufrichtig und menschlich. Und trotzdem!“

ZUM INHALT:

„Nach 20 Jahren kehrt der verlorene Sohn in seine Heimat zurück. Er gibt sich seiner Mutter und Schwester nicht zu erkennen, als er sich in deren Gasthaus einquartiert. Unglücklicherweise haben die beiden Frauen ein sehr spezielles Geschäftsmodell zur Zukunftssicherung entwickelt: Sie vergiften alleinreisende, solvente Herren und nehmen ihnen ihr Geld ab. Auch dem unerkannten Sohn wird der todbringende Tee aufs Zimmer gebracht …
Trotz des düsteren Ausgangs bezeichnete Camus sein Werk als »ein Stück der Auflehnung«. Das Team, das sich der Aufgabe stellt, dem Stück diese »Auflehnung« einzuhauchen, ist dem Wuppertaler Publikum bereits aus der letzten Spielzeit bekannt. Unter der Regie von Martin Kindervater und der Ausstattung von Anne Manss standen Julia Wolff, Lena Vogt und Konstantin Rickert bereits in der er- folgreichen Produktion ›Die Glasmenagerie‹ als Mutter, Tochter und Sohn auf der Bühne. Zu ihnen stößt in der sinistren Rolle des Knechts ein Urgestein der Wuppertaler Bühnen: Hans Richter.“

(Pressetext der Wuppertaler Bühnen. Dauer: Eine Stunde 40 Minuten, keine Pause. )

BESETZUNG
Martha – Lena Vogt; Die Mutter – Julia Wolff; Jan – Konstantin Rickert; Der alte Knecht – Hans Richter; Maria –Ensemble; als Gast – Alexander Peiler.

KÜNSTLERISCHES TEAM
Inszenierung: Martin Kindervater; Bühne & Kostüme: Anne Manss; Dramaturgie: Peter Wallgram; Regieassistenz: Barbara Büchmann: Inspizienz: Gesa Hocke; Regiehospitanz: Ida Schneider.

TERMINE
Premiere: Samstag, 5. Oktober 2019, 19.30 Uhr, Theater am Engelsgarten, Engelsstraße 18, 42283 Wuppertal. Weitere Vorstellungen in diesem Jahr: 6., 11., 17., 20. Oktober; 3., 23. 27. November, 27. Dezember.

INFOS UND KARTEN
über www.wuppertaler-buehnen.de, unter Telefon 0202/563 7666 oder über direkt bei der KulturKarte am Kirchplatz 1, Ecke Calvinstraße, Wuppertal-Elberfeld.

Studierende der Universität Wuppertal, der Kirchlichen Hochschule und der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Wuppertal, können Vorstellungen der Wuppertaler Bühnen und Konzerte des Sinfonieorchesters kostenlos besuchen. Eine Begleitperson kann ebenfalls kostenlos mitgenommen werden!

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2 Antworten zu „Und trotzdem“ – Wuppertaler Bühnen bringen „Das Missverständnis“ von Albert Camus‘ auf die Bühne

  1. Klaus Küster sagt:

    Liebe Anne-Katrin,
    dann werden wir uns bei der Premiere leider nicht sehen. Wir haben Karten für den 11.10. und sind sehr gespannt…
    Bis später mal
    liebe Grüße
    Klaus

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