Das eine geht, das andere kommt: Zweimal Camus in (nicht nur) eigener Sache

Links: Das letzte Exemplar von „Vom Absurden zur Liebe“, rechts: Der kürzlich erschienene Sammelband zur Ringvorlesung an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf.

Alle, die Albert Camus –  Vom Absurden zur Liebe auf ihrer Leseliste stehen haben, denen aber bislang immer was dazwischen gekommen ist, müssen jetzt tapfer sein: Es ist nur noch ein Exemplar da, und das ist mittlerweile fest reserviert für einen getreuen Blog-Leser, der es demnächst verschenken möchte. Ich schreibe das mit einem fröhlichen und einem traurigen Auge, denn einerseits ist es natürlich schade, dass mein Buch (vorerst) allenfalls noch leihweise Leserinnen und Leser finden wird. Andererseits freue ich mich sehr darüber, dass es doch so viele Interessenten gefunden und sich zu einem echten Longseller entwickelt hat. Und da sich immer noch niemand anderer dieses im Camus-Kosmos doch so bedeutenden Themas angenommen und es womöglich sogar weitergedreht hat, werde ich nun schauen, ob sich trotz der exorbitant gestiegenen Papierpreise ein Nachdruck realisieren lässt. Wenn Sie informiert werden möchten, sollte das Buch wieder lieferbar sein, senden Sie bitte hier eine unverbindliche Vorbestellung. Kleiner Hinweis: Bei einer größeren Anzahl an Vormerkungen erhöht sich die Chance auf eine weitere Auflage. 

Sammelband vereinigt die Vorträge der Düsseldorfer Ringvorlesung

Aber es ist ja nicht so, dass der Camus-Lesestoff ausginge – im Gegenteil! Ziemlich druckfrisch auf dem Tisch liegt nämlich hier der gerade erschienene Sammelband Albert Camus – ein Philosoph wider Willen? Zur Geschichte und Gegenwart seines Denkens. Es handelt sich überwiegend um die Schriftfassungen der Vorträge der gleichnamigen Ringvorlesung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf aus dem Sommersemester 2021, ergänzt um drei weitere Beiträge und sorgfältig ediert von  Dennis Sölch und Oliver Victor, die auch die Ringvorlesung organisiert und kenntnisreich begleitet und moderiert haben. Wegen der Corona-Pandemie fanden alle Vorträge per Videoübertragung statt, was in dem Fall ausnahmsweise einmal von Vorteil war, konnten so doch Interessierte ortsungebunden in deren Genuss kommen. Wer dabei war, erinnert sich gewiss an die Fülle unterschiedlichster Sichtweisen, Interpretationsansätze und Detailfragen zum Werk von Albert Camus und hat vermutlich seinerzeit den dringenden Wunsch verspürt, einiges davon (oder gar alles) in Ruhe nachzulesen. Dem steht jetzt nichts mehr im Wege, außer vielleicht dem nicht gerade günstigen, für akademische Druckerzeugnisse aber durchaus üblichen Preis von 60 Euro für 314 gehaltvolle Seiten (auch als E-Book erhältlich, aber für nur unwesentlich günstigere 54 Euro).

Ich freue mich sehr, ziemlich genau ein Jahr nach meinem Vortrag bei der Ringvorlesung jetzt dieses Buch in den Händen zu halten und mit dem Aufsatz «Die Welt bietet keine Wahrheiten, sondern Liebesmöglichkeiten». Zur Genese und Bedeutung des geplanten «Stadiums der Liebe» im Werk von Albert Camus darin vertreten zu sein. 

Zehn der elf Vorträge der Ringvorlesung (siehe dazu die Übersicht unten) sind in dem Band enthalten, wenn auch in anderer Reihenfolge. Oliver Victor hat seinen Vortrag zu Camus‘ Jugendschriften ersetzt durch Camus und die mittelmeerische Kultur. Eine Philosophie des Lebens im Kontext von Maß und Revolte.

Hinzugekommen sind außerdem: 

  • Jürgen Kippenhan: Ein Versuch über das Absurde mit Blick auf Albert Camus
  • Dennis Sölch: Zwischen Heldentum und Hoffnung. Existenzielle Entfremdung und ontologisches Verlangen bei Albert Camus und Gabriel Marcel
  • Matthias Ernst Bähr: Zu Camus‘ Bergson-Rezeption in den Écrits de jeunesse. Philosophien zwischen Instinkt und Intuition
  • Dennis Sölch: Von der Sinnsuche zur Sinnstiftung. Zur Bedeutung der Kunst bei Albert Camus und Ralph Waldo Emerson

Wer Zeit, Muße und Gelegenheit hat, sich ein schattiges Plätzchen im Garten zu suchen und sich die nächsten Wochen in die Aufsätze zu vertiefen, dem sei mein weißer Neid gewiss! Aber ich hoffe doch, dass dieser Sammelband auch mich dazu verführen wird, mir wieder mehr Zeit für Camus freizuschlagen, als es mir in letzter Zeit möglich war… Allen Blog-Lesern und Camus-Freundinnen, Blog-Leserinnen und Camus-Freunden wünsche ich eine gedeihliche Lektüre!

Dennis Sölch, Oliver Victor (Hg): Albert Camus – Ein Philosoph wider Willen? Zur Geschichte und Gegenwart seines Denkens. Schwabe Verlag, Berlin 2022 (314 S., geb., 60 Euro; ISBN 978-3-7574-0086-6; als E-Book: 54 Euro).

Die Herausgeber:

Dennis Sölch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Philosophischen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Geschäftsführer der Deutschen Whitehead Gesellschaft. Er publiziert zur Philosophie und ihrer Geschichte, insbesondere zu Prozessmetaphysik, Pragmatismus, Existenzphilosophie und Kulturphilosophie.

Oliver Victor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Philosophischen Insti­­tut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine Schwerpunkte liegen in der Geschichte der Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts, der Anthropologie und der Verhältnisbestimmung von Philosophie und Literatur.

Dieser Beitrag wurde unter Literatur zu Camus abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Das eine geht, das andere kommt: Zweimal Camus in (nicht nur) eigener Sache

  1. Gerhard Heise sagt:

    Hi do I get it right that not all verbal held lectures final been published in that in fact very costly edition? Too, again softcovered?
    Gerhard

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Nein, nicht richtig: Es sind alle Vorträge in dem Band enthalten bis auf den einen von Oliver Victor zu Camus‘ Jugendschriften. Und es handelt sich um ein Hardcover.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.