In den vergangenen Jahren um diese Zeit hatte ich längst die Camus-Theatertermine für die Herbst-Wintersaison zusammengesammelt – regelmäßig eine schöne Fleißarbeit für die ersten verregneten Sonntagnachmittage… Heute ist ein verregneter Urlaubstag, und mit dem Zusammensammeln bin ich ziemlich schnell durch. Fazit: Nach mehreren Jahren großer Camus-Präsenz an deutschsprachigen Bühnen wird unser Freund offenbar gerade als „abgespielt“ betrachtet. Einzig Die Pest findet sich noch in Bühnenfassungen als Wiederaufnahme beim Hessischen Staatstheater Wiesbaden, und das Deutsche Theater Berlin spielt seine Fassung von András Dömötör aus dem Jahr 2019 noch andernorts, namentlich am 18. November 2022 am Schlosstheater in Fulda (ohne Anspruch auf Vollständigkeit…).
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Die Pest – In einer Fassung von Sebastian Sommer, mit Matze Vogel
Eine „Eindrucksvolle Ein-Mann-Schau“ befand zur Premiere 2020 die Frankfurter Rundschau; in der Frankfurter Neue Presse hieß es: „Vogel rattert die Todesfallzahlen so gleichgültig herunter, dass es einen schaudern lässt. Er hofft und stirbt mit ganzer Kraft und lässt einen Albtraum so beeindruckend lebendig werden, dass er sich viel zu nahe anfühlt.“
Termine: 14. Oktober 2022 (Wiederaufnahme), 20./29./30. Oktober, 27. November. Infos, Trailer und Tickets: www.staatstheater-wiesbaden.de
Schlosstheater Fulda, Gastspiel des Deutschen Theaters Berlin
Die Pest – in einer Fassung von András Dömötör und Enikő Deés, mit Božidar Kocevski
„Eine starke düstere Parabel mit starken heutigen Bezügen. Regisseur András Dömötör und Enikő Deés haben Camus‘ berühmtesten Roman dramaturgisch brillant für die Bühne adaptiert“, urteilte die Berliner Morgenpost zur Premiere 2019. Mehr (positive) Pressestimmen und Stückinfo auf www. deutschestheater.de
Termin: 18. November 2022, 20 Uhr, Schlosstheater Fulda, Tickets hier
Immer noch (und das seit 2018) auf Tour sind Joachim Król & l’Orchestre du Soleil mit Der erste Mensch – die unglaubliche Geschichte einer Kindheit, am 12. Dezember 2022, 20 Uhr, im Theater Heilbronn. Meine Kritik zur Aufführung 2018 in Düsseldorf hier im Blog.
Schließlich noch ein Hinweis auf ein Kolloquium der Humanistischen Akademie Berlin-Brandenburg, es findet am 11. Oktober 2022 von 18 bis 20 Uhr per Zoom statt, sodass die Teilnahme für Interessierte ohne Anreise möglich ist. Das Kolloquium steht unter dem Titel Camus und Sartre – Ist der Existentialismus ein Humanismus? Es gibt zwei ca. 30minütige Vorträge mit anschließender Diskussion. Der Vortrag von Enno Rudolph lautet: Existentialismus und Humanismus: Divergenzen und Konvergenzen im Ausgang von Sartres Heidegger-Kritik, Helmut Martens spricht zum Thema Albert Camus: philosophischer Literat, literarischer Philosoph und politisch engagierter Intellektueller – Überlegungen zu seiner existenziellen Philosophie. Anmeldungen sind hier möglich: info@humanistische-akademie-bb.de
Helmut Martens kündigt bereits jetzt an, die verschriftlichte Fassung zu seinem Vortrag voraussichtlich noch im Oktober auf seiner Homepage zu veröffentlichen, wo sich bereits weitere Aufsätze zu Albert Camus finden: http://www.drhelmutmartens.de
Und zu guter letzt der Hinweis auf ein Zeitzeichen, das der WDR am 17. Oktober 2022 zum 65. Jahrestag der Bekanntgabe der Literatur-Nobelpreis-Verleihung an Albert Camus produziert. Gesendet wird die etwa 15-minütige Sendung, an dem auch der Vorsitzende der Albert Camus Gesellschaft in Aachen, Holger Vanicek, mitgewirkt hat, auf WDR 5 um 9.45 Uhr, auf WDR 3 um 17.45 Uhr und auf NDR-Info um 20.15 Uhr. Ich bin gespannt!
Hier noch ein Update: Die Literatur und Theaterwerkstatt in Berlin präsentiert am 7. November 2022, 18 Uhr, Die Gerechten als szenische Lesung. Regie: Tuncay Gary. Mit: Beate Golisch, Gabriele Lederle, Robert Köckritz. Michael Misgeld, Arnold Landen. Literatur und Theaterwerkstatt, Zingster Straße 15, 13357 Berlin (Eintritt frei).