„Jedesmal wenn man (wenn ich) seinen Schwächen nachgibt, jedesmal, wenn man denkt und lebt, um etwas zu «scheinen», begeht man Verrat. Jedesmal war es das große Unglück, etwas scheinen zu wollen, das mich angesichts des Wahren kleiner gemacht hat. Es ist nicht nötig, sich dem anderen anzuvertrauen, sondern nur denen, die man liebt. Denn in dem Fall gibt man sich nicht mehr preis, um etwas zu scheinen, sondern einzig, um zu schenken. Es steckt viel mehr Kraft in einem Menschen, der nur etwas scheint, wenn es sein muss. Bis zum Ende gehen heißt, sein Geheimnis bewahren können.“
Albert Camus, „Tagebücher 1935-1951“. Deutsche Übersetzung von Guido G. Meister. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1963, 1967, S. 39. Eintrag aus September 1937.
Ich wünsche allen Blog-Leserinnen und Camus-Freunden (und umgekehrt) einen wunderschönen sonnigen Sonntag! À bientôt…