Camus auf den Bühnen im Februar – Neu: „Die Gerechten“ am Hessischen Landestheater Marburg

„Die Gerechten“ am Hessischen Landestheater Marburg. Anders als bei Camus sind hier zwei Frauen unter den jungen Revolutionären (von links: Lisa-Marie Gerl, Victoria Schmidt und Thomas Huth. Foto: Jan Bosch)

Die monatliche Bühnenvorschau für den Februar hat einen Neuzugang zu verzeichnen: Am vergangenen Samstag feierte am Hessischen Landestheater Marburg Die Gerechten Premiere. „Warten auf Geschichte“ lautet dort das Motto der laufenden Spielzeit – und das passt natürlich schön zu Camus‘ Revolte-Stück, in dem es gerade darum geht, dass eine Gruppe junger Revolutionäre im Moskau des Jahres 1905 eben nicht abwarten will, wie sich Geschichte fortschreibt, sondern deren Lauf selbst bestimmen will. Aber selbst wenn das Ziel ein hehres ist – nämlich die Befreiung von der Tyrannei des Zarenregimes und eine gerechte Gesellschaft – wie weit darf man gehen, um sein Ziel zu erreichen?

Das ist die zentrale Frage des Stücks, und geht es nach der Premierekritik von Franz-Josef Hanke in marburg.news  (weitere habe ich noch nicht gefunden), dann ist Regisseur Marc Becker und dem Ensemble eine beeindruckende Umsetzung des Stoffes gelungen. Stärkster Moment war für den Autor die Gefängnisszene, in der die Großfürstin dem Attentäter Iwan Kaliajew einen Besuch abstattet: „Minutenlange Stille auf der Bühne und im Publikum steigerte die Spannung bis fast ins Unerträgliche. Sehr ausdrucksstarke Mimik beider Darsteller trug diese Stille über mehrere Minuten hinweg so eindringlich, dass die Theatergäste den Atem anhielten.“ Nicht nur das macht mich neugierig, sondern auch die Frage welchen der Revolutionäre Regisseur Marc Becker mit einer (bei Camus nicht vorgesehenen) zweiten Frau besetzt hat, wie das Stückfoto zeigt, und welcher inhaltliche Akzent damit gesetzt wird. Wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja irgendwann nach Marburg (meine ewige Beschwörungsformel…).

Hessischen Landestheater Marburg, weitere Vorstellungen: 1., 14. und 28. Februar, 3. und 6. März 2018, jeweils 19.30 Uhr, Bühne Am Schwanhof.

 

Weiterhin im Februar auf den Spielplänen:

Caligula, Berliner Ensemble (BE), Inszenierung: Antú Romero Nunes (Premiere: 21. September 2017): 1. und 16. Februar.

CaligulaPrinzregenttheater Bochum, eine Inszenierung von Clara Nielebock mit den „Jungen Prinze*ssinnen 15+“ (Jugendclub des Theaters) (Premiere: 4. November 2017): 24. und 25. Februar. Infos

Caligula, Staatstheater Darmstadt, Inszenierung: Christoph Mehler (Premiere: 25. August 2017): 28. Februar (Dernière). Info und Karten hier.

Das MissverständnisDeutschen Theater Berlin, Regie: Jürgen Kruse (Premiere: 3. Dezember 2017): 22. und 28. Februar.

Das Missverständnis, Figurentheater Ravensburg e.V., (Premiere: 29. Oktober 2016): 24. Februar.

Das Missverständnis, Ein Spiel mit SchauspielerInnen & Puppen. Regie und Figuren: Nikolaus Habjan (Premiere: 17. Oktober 2014 am Schauspielhaus Graz, ab Spielzeit 2015/16 am Volkstheater Wien): 18. Februar.

Der erste Mensch, Joachim Król & das Orchestre du Soleil. Lesung mit Musik: 1. Februar, 20 Uhr, Kulturhaus Weißenfels; 2. Februar, 19 Uhr, Mainz, SWR Funkhaus; 3. Februar, 19.30 Uhr, Theater Koblenz. (Kritik im Blog).

Der FallEuro Theater Central in Kooperation mit der Tanzkompanie bo komplex, (Premiere: 14. September 2017): 13. und 14. Februar.

Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung, Bühnenadaption des Romans von Kamel Daoud, Münchner Kammerspiele, Regie: Amir Reza Koohestani (Premiere: 29. September 2016): 23. Februar.

Der Fremde, Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin. Regie: Philipp Preuss (Premiere: 13. November 2016): 6. Februar. Infos

Die Gerechten, Staatsschauspiel Hannover, Regie: Alexander Eisenach (Premiere: 23. Februar 2017): 10. Februar.

 

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