Wenig Camus auf den Bühnen zu Jahresbeginn…

Der Schauspieler Joachim Król ist wieder mit Camus‘ „Der erste Mensch“ auf Tournee. Foto: Stefan Nimmesgern

Über Jahre war eine meiner ersten Taten des jeweils neuen Jahres hier im Blog, unter dem Reiter „Aktuelles“ die Liste der Theateraufführungen des abgelaufenen Jahres umzuschichten und einen Vorausblick auf die in Kürze anstehenden Aufführungen zu schreiben. Nun sieht es schon im zweiten Jahr damit ziemlich trist aus: Corona bedingt läuft vielerorts immer noch nicht wieder das volle Programm, und unter dem wenigen ist nicht mehr viel Camus dabei. Einzig am Deutschen Theater in Berlin steht weiterhin Die Pest in einer Bühnenfassung von András Dömötör und Enikő Deés auf dem Spielplan: wieder am 23. Januar, 5. Februar und 2. März (Premiere war im November 2019), Info: Deutsches Theater Berlin.

Und dann halten Joachim Król & das Orchestre du Soleil nun schon im vierten Jahr die Camus-Fahne hoch und touren weiterhin mit der musikalischen Lesung Der erste Mensch durchs Land (Inszenierung: Martin Mühleis, Musik: Christoph Dangelmaier). Einige Termine sind schon gelaufen, aber der nächste Termin ist just bei mir um die Ecke, nämlich im Opernhaus Wuppertal am 16. Januar, 18 Uhr (Tickets). Es folgen: Stadttheater Schaffhausen, 19. Januar; Theater Coesfeld, 21. Januar; Theater Magdeburg, 30. Januar; Staatstheater Kassel, Schauspielhaus 1. Februar, TicketsStadttheater Fürth, 5. Februar.

Ich hatte die Aufführung 2018 in Düsseldorf seinerzeit mit gemischten Gefühlen gesehen, und würde nicht Wuppertal gerade einen traurigen Spitzenreiter in Sachen Infektionszahlen in NRW abgeben, vielleicht würde ich mir ja die Aufführung noch einmal anschauen, um mein Urteil von einst zu überprüfen. Aber im Moment muss sich bei mir alles der Prüfung unterziehen „MUSS ich, WILL ich dies und das UNBEDINGT sehen, hören, erleben, sodass ich dafür ein Restrisiko in Kauf nehme – oder nicht?“ Und dieser kritischen Prüfung hält für mich der Król-Abend, so leid es mir tut, nicht stand. Warum das so ist, kann man in meiner Kritik zur Premiere 2018 nachlesen: Der mit den Worten tanzt – Joachim Król auf Tour mit Camus. Geht jemand von Euch hin? Dann schreibt doch Euren Eindruck hier in die Kommentare – ich würde mich freuen! Allen Blog-Leserinnen und Camus-Freunden (und umgekehrt) noch ein schönes Restwochenende!

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3 Antworten zu Wenig Camus auf den Bühnen zu Jahresbeginn…

  1. HGB Gerhard Heise sagt:

    „Ich für meinen Teil sehe ohne diese jede Erinnerung zum Ereignis steigernde Emphase, die der Sprecher hineinlegt, die Szenen klarer vor mir – das Elend und das Licht, die Freude und die Scham.“
    Sprachphilosophisch interessante Formulierung die ich aus ihrer Rezension „Der mit den Worten tanzt“ hier mir erlaubt habe heraus zu tippen.
    Ich stimme Ihnen zu das eine Überhöhung kontraproduktiv sein kann. Der Leser kann sich zudem wohl nur schwer in die Camus eigenen „Zeiten“ also dessen Erlebnisräumen versetzen, zumal kein ihm gegenwärtiger Mensch hier und dort heute in den Theatern dieser Welt als Zuhörer und Zuschauer gegenwärtig ist.
    Die Adaption der Welt eines Menschen wie Albert Camus darf aus meiner Sicht nicht zum Garant eines sich kränklich wuchernden Kapitalismus werden. Seine Welt so wie er sie einst zu schildern vermochte, so denke ich, intendierte wohl nicht dazu uns heute und jetzt zu (s-) einem Narzissmus zu verleiten. Wir stehen auch nicht in seinem Supermarkt der Gefühle an, um ihn uns zu kaufen. Ich stimme ihnen zu: Weniger Camus ist sicherlich mehr wert.

  2. SCHOTT PIERRE sagt:

    SOLEILLEUSE PENSÉE DE MANOSQUE !

    PÉTRUS

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