Wolkenbilder vom Wendekreis des Krebses – oder: Christian und Helga von Alvensleben schauen mit Camus in den Himmel

„Pioneer“ aus der Serie „Haute Couture des Himmels“. ©CvAlvensleben

„Ich sah die Sonne auf dem Grund des Meeres, und die Wellen beherrschten den stürmischen Himmel.“ (Albert Camus)*

Immer wieder habe ich im Laufe der Jahre über die Verbindung zu Albert Camus wunderbare Menschen kennengelernt, für die Camus ebenso wie für mich ein Lebensbegleiter ist. Immer wieder neu die Erfahrung „Albert Camus verbindet wie ein gemeinsamer Freund“, wie die Welt am Sonntag in ihrem Bericht über diesen Blog einst titelte. Zu eben jenen Menschen gehören auch Helga und Christian von Alvensleben. Ich lernte sie kennen anlässlich ihrer Ausstellung Albert Camus und ein bisschen kalter Rauch 2013 im Institut français in Düsseldorf. Bei der Vernissage zu ihrer Ausstellung Haute Couture des Himmels in der Düsseldorfer Galerie noirblanche gab es unlängst die Gelegenheit für ein Wiedersehen. Die Einladung zur Ausstellung hatten sie mit dem obigen Zitat aus dem Text Das Meer (Bordtagebuch) von Camus versehen. Und das war mehr als eine zufällige Assoziation, wie Christian von Alvensleben erzählt: „Bei unserem Aufenthalt auf Lanzarote haben wir erneut Albert Camus’ Hochzeit des Lichts gelesen und in dem Kapitel Das Meer (Bordtagebuch) dieses Zitat gefunden. Bei unseren schwindelig machenden Wolkenbeobachtungen war uns dieser Satz immer vor Augen.“

Helga und Christian von Alvensleben. ©Foto: Anne-K. Reif

Beim Betrachten der Wolkenbilder von Christian und Helga von Alvensleben, kann man das leicht nachvollziehen – oft erschließt sich nicht auf den ersten Blick, ob man etwa in einen von Wolken durchzogenen blauen Himmel schaut oder durch eine zerrissene Wolkendecke hinab aufs bewegte Meer. Die Serie Haute Couture des Himmels entstand im Winter auf den Kanaren, am Wendekreis des Krebses, wenn heiße Saharawinde Wüstenstaub mitbringen und auf den kalten Nordost-Passat treffen. Christian von Alvensleben hat das einzigartige Spiel von Licht, Wind und Wolken in phantastischen Bildern eingefangen – zum Teil durch Filter hervorgehoben, aber nicht nachbearbeitet. Die Fotografien sind so einzigartig wie jeder eingefangene Moment flüchtiger Formationen: die großformatigen Farbabzüge (140×95 cm) werden ausschließlich als Unikate angeboten. 

Als Autorschaft bei nahezu allen Projekten ist übrigens angegeben „Christian und Helga von Alvensleben“ – ein bisschen wie bei Christo und Jean-Claude. „Ich bin zwar der, der immer auf den Auslöser drückt, aber die Projekte entwickeln wir gemeinsam“, sagt der Fotograf dazu. Die Inspiration, der Blick, das Motiv – dahinter steckt ebenbürtig Helga von Alvensleben.

*Albert Camus, Das Meer (Bordtagebuch, 1953), in: Literarische Essays, Rowohlt-Verlag, Hamburg 1959, S.187

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Camus-Lieblingsstellen beim Jour fixe in Aachen

Haben Sie auch ein Camus-Zitat, das Sie einmal besonders inspiriert hat? Oder eine Lieblingsstelle aus einem Camus-Text? Gelegenheit, dies vorzustellen und sich darüber auszutauschen besteht beim nächsten Jour fixe der Albert-Camus-Gesellschaft in Aachen am Dienstag, 3. März 2020. „Mit einem kleinen Textausschnitt von plus-minus zwei Seiten/fünf Minuten kann jeder Teilnehmende zu dem Abend beitragen“, erklärt der Vorsitzende Sebastian Ybbs. „Ob es sich um eine Lieblingstextstelle, eine bemerkenswerte oder kontroverse Aussage handelt, sie stilistisch auffallend oder inhaltlich aufrüttelnd ist, bleibt jedem selbst überlassen. Vielleicht ist es ja auch nur ein kurzes Zitat, das man in die Runde werfen will. Wer keine Textstelle vorlesen möchte, kann sich natürlich gerne an dem Gespräch beteiligen, in dem wir uns analytisch oder enthusiastisch über das Gehörte austauschen“, erklärt Ybbs weiter und weist noch auf die geänderte Anfangszeit der monatlichen, für alle Interessierten offenen Treffen hin: 19.30 Uhr statt wie bisher 20 Uhr.

  • Termin: Dienstag, 3. März 2020, um 19.30 Uhr im LOGOI, Jakobstraße 25a in Aachen.

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