Düsseldorfer Ringvorlesung (5): Oliver Victor nimmt Albert Camus‘ Jugendschriften unter die Lupe

Nach der Pause am vergangenen Pfingstmontag geht es am kommenden Montag, 31. Mai 2021 weiter mit der Düsseldorfer Camus-Ringvorlesung – und das wird spannend. Wer die Vorlesung bislang verfolgt hat, der kennt Oliver Victor bereits als Mitorganisator der Reihe und als kenntnisreichen Moderator der anschließenden Gespräche. Für seinen Vortrag hat er sich ein Thema vorgenommen, das in der Camus-Forschung keine besonders große Aufmerksamkeit genießt, obwohl dort ohne Zweifel schon manche Quelle der späteren philosophischen Entwicklung Albert Camus‘ verborgen liegt: nämlich seine so genannten „Jugendschriften“, mithin die Schriften aus seiner Studienzeit. Titel seines Vortrags ist:

„Zwischen Neuplatonismus und Nietzsche: Camus‘ Jugendschriften“

Dazu schreibt er: Camus‘ berühmte philosophische Essays wie Der Mythos des Sisyphos oder Der Mensch in der Revolte wurden ebenso umfassend rezipiert wie seine literarischen Texte. Weniger bekannt sind indes Schriften aus seiner Studienzeit, die zum einen noch vor den ersten literarischen Essays aus Licht und Schatten verfasst wurden und zum anderen außerhalb der drei großen Werkzyklen des Absurden, der Revolte und der Liebe einzuordnen sind. Dies lässt sie allein aus werkgeschichtlicher Perspektive äußerst interessant erscheinen, zumal sich zeigt, dass in ihnen zentrale Topoi seines späteren Ouvres bereits grundgelegt sind. Vermittels einer Analyse der Écrits de jeunesse (1932-1934) und unter Rekurs auf spätere Texte lässt sich herauskristallisieren, wie sich Camus‘ Werk Stück für Stück konstituiert und transformiert. Zu guter Letzt rücken jene Jugendschriften einmal mehr den Philosophen Camus in den Fokus, dessen detailreiche Nietzsche-Rezeption, Begeisterung für bestimmte Motive neuplatonischer Philosophie und Reflexionen über die Rolle der Kunst dort eindrucksvoll zum Vorschein kommen.
Ausgehend von einer Untersuchung von Form und Inhalt der Jugendschriften möchte der Vortrag die Bedeutung jener Texte insbesondere unter werkgenetischen Gesichtspunkten hervorheben und aufzeigen, dass eine Studie zur Genese des Camusschen Werks um diese Schriften keineswegs herumkommt.

Zur Person:
Dr. Oliver Victor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Heinrich Heine Universität Düsseldorf. Er promovierte mit einer Arbeit zu Kierkegaard und Nietzsche. Initialfiguren und Hauptmotive der Existenzphilosophie (Berlin: de Gruyter, 2021). Seine Forschungs- und Interessensgebiete liegen insbesondere in der Existenzphilosophie und im französischen Existenzialismus, der Geschichte der Philosophie mit besonderem Schwerpunkt auf der Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts, der Anthropologie und der Philosophie des Alter(n)s.

Publikationen von Oliver Victor zur Vortragsthematik:

  • „Ich verdanke Nietzsche einen Teil dessen, was ich bin.“ Zur Nietzsche-Rezeption von Albert Camus, in: Geschichte und Gegenwart der Existenzphilosophie, hrsg. v. D. Sölch, O. Victor, Basel: Schwabe, 2021, S. 227-262.
  • Existenzialismus und Alter(n)sreflexion. Zur Anthropologie Albert Camus, in: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 42/2 (2017), S. 209-234 (mit Christoph Kann).

***

Die Ringvorlesung läuft bis zum 12. Juli 2021 und wird über das Internet gestreamt. Alle Termine im Blog hier

Die Vorträge mit anschließendem Zoom-Gespräch finden jeweils von 16.30 bis 18 Uhr statt. Alle Interessierten, die sich nicht über das Studierendenportal der Uni Düsseldorf anmelden können, wenden sich bitte per Mail an Oliver.Victor@uni-duesseldorf.de, um die Zugangsdaten zu erhalten. Bitte beachten Sie, das Gasthörer herzlich willkommen sind, bei der Diskussion jedoch die Studierenden Vorrang haben.

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3 Antworten zu Düsseldorfer Ringvorlesung (5): Oliver Victor nimmt Albert Camus‘ Jugendschriften unter die Lupe

  1. Hannelore Boehme sagt:

    Liebe Fr. Anne-Kathrin Reif, endlich möchte mich für Ihre letzten Empfehlungen bedanken. Der Vorlesungszyklus aus Düsseldorf ist sehr interessant und anregend, man bräuchte nur mehr Zeit, um sich tiefer damit zu beschäftigen … Besonderen Dank für die wöchentliche Erinnerung sowie die kleine Einführung.
    Auch hat mir das von Ihnen empfohlene Gespräch aus Freiburg sehr gut gefallen.
    Ich hoffe, das vorgestellte Buch ist inzwischen bei Ihnen eingetroffen. Freue mich schon jetzt auf Ihre Vorlesung zum Thema „Liebe“.
    Freundliche Grüße aus Panketal

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Liebe Frau Boehme, ich bitte um Entschuldigung für die verspätete Reaktion – die Zeit ist ja wie für uns alle auch für mich immer ein Thema und der Blog bei aller Liebe nicht immer im Blick… Ich freue mich jedenfalls über Ihre Worte und wenn Sie am 12. Juli bei meiner Vorlesung dabei sind! Das Buch ist im zweiten Anlauf angekommen und wartet nun darauf, den Weg in den Blog zu finden… (s.o., „die Zeit, die Zeit“…) Herzliche Grüße, Anne-Kathrin Reif

  2. SCHOTT PIERRE sagt:

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