Der Camus-Adventskalender: Die zweite Tür geht auf

Tür in Eisleben, Sachsen-Anhalt, 2013. Foto: ©akr

„Was immer wir tun, die Maßlosigkeit wird stets ihren Platz im Herzen des Menschen bewahren, wo die Einsamkeit beheimatet ist. Wir tragen alle unsere Kerker, unsere Verbrechen und Verheerungen in uns. Doch unsere Aufgabe ist es nicht, sie in der Welt zu entfesseln, sondern sie in uns und in den andern zu bekämpfen.“*

******

Der Camus-Adventskalender. Jeden Tag eine Tür und ein mehr oder weniger zufällig ausgewähltes Zitat als kleiner Gedankenanstoß für den Tag. Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit, auch wenn sie in diesem Jahr anders ist als sonst!

***

****

*Albert Camus, Der Mensch in der Revolte. Aus dem Französischen von Justus Streller. Neubearbeitet von Georges Schlocker unter Mitarbeit von Francois Bondy. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1969, S. 224.

Dieser Beitrag wurde unter Zitat des Tages veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Der Camus-Adventskalender: Die zweite Tür geht auf

  1. Gabbe, Cay sagt:

    Nach meiner Lebenserfahrung sehr zutreffend, hilfreich und anspornend.
    Zutreffend? Ja, habe ich wiederholt beobachten können, bei anderen und bei mir.
    Hilfreich? Ja, als Hinweis auf unser So-Sein, auf die Bedingungen unserer Existenz hilft es, sich damit nicht zu sehr zu quälen, sondern es als
    Ansporn zu nehmen, unsere „Verheerungen“ zu bekämpfen. Genau so.
    Und: gelingen kann das, auch wenn neuerdings die Gehirnforscher uns anderes verkünden und in Fatalismus zu stürzen drohen. Mit deren Forschungen musste Camus sich nicht auseinandersetzen.
    Dennoch halte ich es lieber mit ihm und diesem „zweiten Türchen“ – das ist adventlicher …
    Cay Gabbe

  2. Henrique Leemann sagt:

    Immer wunderbar, danke, Frau Reif!

    Ueber gestern: Hat Camus irgendwo vertiefter „Liebe“ definiert?
    Ich fand in den Tagebüchern hier und da etwas, tappe aber noch im Dunkeln, was er wirklich dazu dachte.

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Lieber Herr Leemann, eine „Definition“ von Liebe findet sich nicht bei Camus. Aber der Begriff und die Vorstellung zieht sich in vielen Aspekten (der sinnlich-erotischen, der solidarisch-mitmenschlichen, der ungebunden donjuanesken, der Liebe zur Heimat und zum Leben …- kein Anspruch auf Vollständigkeit) durch das gesamte Werk (von seiner eigenen schwierigen Liebessituation mal gar nicht zu reden). Es bleibt immer spannend, sich auf die Spur dieses schillernden Begriffs im Werk Camus‘ zu begeben – eine fest begrenzende Definition würde ihm vielleicht gar nicht gerecht. Herzliche Grüße und vielen Dank für Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.