Über die Zerrissenheit in Camus‘ Roman „Die Pest“

„Die Natur ist das, was sich der Geschichte und der Vernunft entzieht.“

Albert Camus, Die Zeit der Mörder (1949) in Vorträge und Reden 1937-1958, Rowohlt 2021, S. 148

Kaum ist die schöne Camus-Ringvorlesung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf abgeschlossen, ist schon ein neuer Vortrag anzukündigen – diesmal im Rahmen der ebenfalls sehr schönen Veranstaltungsreihe „Solidarität neu befragen“ – Die Universität Bremen liest Albert Camus‘ Die Pest, über die hier im Blog auch schon zu lesen war.

Holger Vanicek, Vorsitzender der Albert-Camus-Gesellschaft in Aachen und auch bekannt unter seinem literarischen Pseudonym Sebastian Ybbs, beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit dem Thema der „Zerrissenheit“ bei Albert Camus. Diesmal richtet er sein Augenmerk unter dieser Leithinsicht speziell auf den Roman „Die Pest“. Thema des Vortrags am morgigen Mittwoch, 21. Juli 2021, ist mithin

„Die Zerrissenheit in Camus‘ Roman ,Die Pest’“

dazu schreibt er: 

„Wir erleben momentan, teils aus nächster Nähe, ein für die meisten von uns bisher ungekanntes Drama. Ohne den Vergleich allzu sehr bemühen zu wollen, sei doch gesagt, dass die Menschen, die unmittelbar von der Hochwasserkatastrophe betroffen sind, ähnlich wie die Figuren in Camus‘ Roman Die Pest, an die Grenzen ihrer so sicher geglaubten Wirklichkeit stoßen. Solidarität bedeutet in diesen Tagen in erster Linie, tatkräftige Hilfe zu leisten. Deshalb fühlt es sich für mich merkwürdig an, ebendiese zu unterbrechen, um nach Bremen zu reisen, wo ich einen Vortrag halten werde. Doch das Thema versöhnt mit dieser besonderen Situation. Es geht um die Zerrissenheit in Albert Camus‘ Die Pest, jenes Buch, das vielfach als Roman über die Solidarität verstanden wird. Vielleicht mögt Ihr/mögen Sie mit mir über die fiktiven Geschehnisse in der Pest im Vergleich zu den Begebenheiten, die uns selbst widerfahren, reflektieren.“

Termin: 
Mittwoch, 21. Juli 202119 Uhr, im Haus der Wissenschaft Bremen. Auch online auf Zoom unter diesem link (Kenncode: 252954)

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6 Antworten zu Über die Zerrissenheit in Camus‘ Roman „Die Pest“

  1. PIERRE SCHOTT sagt:

    CHÈRE,

    PAS DE POSTFACE, BIEN SÛR…

    HUMBLEMENT,
    PÉTRUS DE MANOSQUE

  2. Gerard Heise sagt:

    Die Pest – für mich ein ganz zentrales Werk, welches ich in Gänze dieser Tage gelesen habe. Als begeisterter Leser dieses mir niemals selbst begegneten Autor, habe ich eine eigenen Position zu dem Wert dieser wunderbaren Schrift entwickelt. Doch dann traf ich über Umwege den sehr umtriebigen Lou Marin in Lyon. Zuvor hatte er auf meinen Wunsch hin, Einiges am Telefon mir zu dieser umwerfenden Aufzeichnung erzählt. Es hat mich umgehauen, was ich von Lou da lernte. Wie kann es sein, dass seine Interpretation, seine jahrelangen nahezu investigativen Recherchen nie in den auch im Jahr 2020 abgelieferten Neuauflagen, eben dort als wirklich erhellendes Nachwort zum Abdruck kamen? Das muss meines Verständnis gemäß unbedingt nachgeholt werden.

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Lieber Herr Heise, herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Es freut mich, dass Sie „Die Pest“ für sich entdeckt haben, und dass Sie von Lou Marins immensem Wissen profitieren konnten, dass mich auch immer wieder beeindruckt. Die Idee eines entsprechenden Nachwortes zum Roman teile ich allerdings nicht so recht: Ich denke, „Die Pest“ ist so vielschichtig und kann Menschen auf so vielen unterschiedlichen Ebenen ansprechen, dass man nicht mit einem Nachwort eine bestimmte Richtung vorgeben sollte. So wichtig die Interpretation von Lou Marin ist – sie beleuchtet auch nur eine Ebene des Romans, wobei andere notwendiger Weise in den Schatten geraten. Ich finde, der Verlag tut ganz gut daran, in dieser Hinsicht keine Vorgaben zu machen. Mit herzlichem Gruß! Anne-Kathrin Reif

      • Gerhard Heise sagt:

        Danke, war auch nur meine Idee. Das Werk habe ich seit zwanzig Jahren in meiner Bibliothek. Aus der Gegenwärtigkeit unseres eigenen Daseins hier und heute, habe ich vor einigen Monaten in den lokalen Buchhandlungen die Neuauflagen entdeckt. Die Verleger haben NUR Marktinteressen. Sie bauen auf andere Momente des Effektes. Lou aber war der Einzige der eine wie ich denke nicht zu unterschätzende Ummantelung des Autors einmal zur Seite zu legen. Diese investigative Offenbarung von Lou verdient eine kluge Diskussion, und kein lockeres Nachplappern. Ich für meinen Teil als Interessierter, and dem was Noam Chomsky als die Verantwortung des Intellektuellen mit Betonung auf „Die Wahrheit“ sagen, beziehe ich hier nun ausdrücklich auf die Leistung von Lou. Zumindest empfinde ich es in Bezugnahme zu jenem mir bestens bekannten Noam Chomsky als nicht trivial, was lou uns da in Lyon darlegte.

      • Anne-Kathrin Reif sagt:

        Für alle, die vielleicht auch hier mitlesen und gar nicht wissen, worüber wir hier gerade reden: Hier der Link zum Gastbeitrag von Lou Marin im Blog Albert Camus‘ Kampf gegen die „braune Pest“ – Ein Gastbeitrag von Lou Marin

      • Gerhard Heise sagt:

        Wunderbar, das ist eine sinnvolle Aktion; Bin gespannt wie sich nach und nach dann hoffentlich einmal jene außenstehenden Historiker der jüdischen Geschichte heranwagen, um diese mir selbst nicht bekannte Tatsache gegenwartsbezogen nicht nur zu diskutieren, sondern auch Camus als wahrhaftigen Autor der Gegenwart anzuerkennen. Euren beteiligten Referenten, in der Vortragsreihe an der Universität Düsseldorf, möchte ich meinen Dank für die Hingabe hiermit aussprechen. Mögen weitere erhellende Publikationen folgen.

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