„Die Pest“ nun auch am Staatstheater Wiesbaden

„Die Pest“ nach Albert Camus in einer Fassung von Sebastian Sommer. Auf dem Bild Matze Vogel.
Foto: Karl und Monika Forster

Albert Camus Roman Die Pest mutiert offenbar zum Theaterstück der Stunde: Auch am Hessischen Staatstheater Wiesbaden feierte jetzt (d.h. am vergangenen Samstag) eine dramatisierte Fassung des Stoffes Premiere. Regisseur Sebastian Sommer bringt es – wie auch Frank Heuel/Fringe Ensemble 2015 in Bonn und Carl Philip von Maldeghem 2013/14 am Landestheater Salzburg als Ein-Personen-Stück auf die Bühne (Darsteller: Matze Vogel). Was insofern naheliegt, als im Roman zwar jede Menge Personen auftreten, aber alles Geschehen von einem einzigen Erzähler wiedergegeben wird, der sich erst am Ende als Dr. Rieux, zugleich Hauptprotagonist der Geschichte, zu erkennen gibt. Zu gern würde ich mir die Inszenierung gerade im Vergleich zu der ganz anderen Bühnenfassung am Schlosstheater Moers anschauen, aber in Corona-Zeiten fährt man dann doch noch weniger als sonst mal eben für einen Theaterabend von Wuppertal nach Wiesbaden. So kann ich leider nicht aus eigener Anschauung berichten, sondern hier nur einige Pressestimmen wiedergeben, die recht positiv ausfallen:

Matze Vogel in „Die Pest“ am Staatstheater Wiesbaden. Foto: Karl und Monika Forster

Judith von Sternburg schreibt in der Frankfurter Rundschau (online am 25.10.2020):
„(…) Klein der Mensch, groß die Angst und die Erschöpfung, weil sich dabei alles so zäh, aber andauernd im Kreise dreht. Hierfür hat Fabian Wendling im Kleinen Haus des Staatstheaters Wiesbaden ein noch dazu für diesen Spielort ungewohnt spektakuläres Bild gefunden. Matze Vogel, einziger Akteur, steht in einer naiven Häuschenform, die wie ein Hamsterrad in eine Wand eingelassen ist, sich aber selbsttätig langsam und schier unaufhörlich dreht. Als säße Sisyphos selbst im rollenden Stein fest.

Vogel muss damit klarkommen, verlagert das Gewicht, wechselt die Haltung, redet ohne Unterlass. Sein Dr. Rieux tritt uns als etwas grelle und im Laufe der nächsten 75 Minuten noch greller werdende expressionistische Figur entgegen (Kostüme: Wicke Naujoks). Das Naturalistische lassen Vogel und Regisseur Sebastian Sommer zugunsten eines fantastisch erzählten Alptraums fallen. Manchmal ist es das Bizarre, das die Realität am besten abbildet
.“

Auf der Seite des Staatstheaters Wiesbaden werden weitere Stimmen zitiert:

Einhellige Begeisterung“ gab es laut Wiesbadener Kurier,
„Welch großartiges Bühnenbild!“ schwärmt Matthias Bischoff in der FAZ (26.10.20), und Katja Sturm schreibt in der Frankfurter Neue Presse (26.10.20):
Vogel rattert die Todesfallzahlen so gleichgültig herunter, dass es einen schaudern lässt. Er hofft und stirbt mit ganzer Kraft und lässt einen Albtraum so beeindruckend lebendig werden, dass er sich viel zu nahe anfühlt.“

Während das Große Haus des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden bis (vorerst) Anfang November Corona bedingt geschlossen bleibt, darf am Kleinen Haus unter Auflagen weiter gespielt werden.

Nächster Termin im Verkauf ist der 28. November (19.30 Uhr). Für die Termine 28.10., 5./ 8./ 10. und 27. November 2020 nur noch Restkarten an der Abendkasse. Infos und Tickets: www.staatstheater-wiesbaden.de

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1 Antwort zu „Die Pest“ nun auch am Staatstheater Wiesbaden

  1. PIERRE SCHOTT sagt:

    ❣️

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