Ravensburg, Aachen, Eupen: Ein Nachschlag zum Camus-Novemberprogramm

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Da war ich doch bei der Novembervorschau wohl etwas zu theaterfixiert und habe glatt vergessen, auch die monatlichen Aktivitäten der Albert-Camus-Gesellschaft in Aachen zu erwähnen. Was in diesem Fall besonders sträflich ist, wartet sie doch am 8. November mit einer hochinteressanten Veranstaltung auf: Im Mittelpunkt stehen nämlich die auf deutsch bislang unveröffentlichten Jugendschriften von Albert Camus. Christoph Kann, Professor für Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und Oliver Victor, wiss. Mitarbeiter, bereiten eine Übersetzung der zwischen 1932 und 1934 entstandenen Schriften vor und werden sie an diesem Abend vorstellen. In der Ankündigung heißt es:

Die Jugendschriften nehmen wesentliche Sujets späterer Werke vorweg oder deuten sie zumindest an. Exemplarisch ist hier Camus‘ Beschäftigung mit so unterschiedlichen Philosophen wie Nietzsche oder Bergson zu nennen, die ihn gerade aus philosophiehistorischer Perspektive interessant erscheinen lassen. Zudem stößt man bereits auf die Thematik des Absurden, das Einheitsdenken plotinischer Prägung und nicht zuletzt die Topoi Alter(n), Endlichkeit und Tod. Der Vortrag möchte die Relevanz philosophischer Zugänge zu Camus betonen und diese in die „Écrits de jeunesse“ zurückverfolgen. Schlüsselthemen jener Jugendschriften sollen mit Blick auf das spätere Werk Camus‘ beleuchtet werden, um ihrer Herkunft und Bedeutung nachzuspüren und sie für die Rezeption zu erschließen.

Termin: Dienstag, 8. November, 20 Uhr, Buchhandlung Backhaus,
Jakobstr. 13, Aachen (Eintritt frei).

Und gleich noch ein weiterer Hinweis der Albert-Camus-Gesellschaft: Interessierte aus dem Großraum Aachen, denen der Weg nach Bonn bislang zu weit war, haben Gelegenheit, die Inszenierung von Die Gerechten des Euro Theater Central aus Bonn im belgischen Eupen zu sehen. Auf Einladung der Camus-Gesellschaft und in Kooperation mit dem Eupener Museum für zeitgenössische Kunst ikob ist das Gastspiel in dessen Räumen am 4. Dezember, 19 Uhr, zu sehen. Karten (12,-/8,- €) über die Albert-Camus-Gesellschaft, Fahrgemeinschaften von Aachen aus sollen organisiert werden.

Zu guter Letzt noch ein Theaternachschlag: Figurentheaterspieler Nikolaus Habjan kann stolz sein, denn so richtig geschafft hat man es ja erst dann, wenn man kopiert wird. Nun also hat das Figurentheater Ravensburg e.V. ebenfalls Das Missverständnis mit annähernd lebensgroßen Figuren, die zusammen mit Schauspielern auf der Bühne agieren, inszeniert. Premiere war am 29. Oktober, eine Besprechung, die auch einen bildlichen Eindruck vermittelt, findet sich unter dem Titel Vom geplatzten Traum am Meer in der Schwäbischen Zeitung. Freilich dürfte es wohl unfair sein, die Aktivitäten des gemeinnützigen, jedem Interessierten offen stehenden Vereins mit Habjans die großen Bühnen bespielender Produktion in einen direkten Vergleich zu stellen, aber das ließe sich nur durch eigene Anschauung entscheiden, was mir leider nicht möglich sein wird. Vielleicht gibt es Blog-Leser(innen), die dazu Gelegenheit haben? Dann bitte ich herzlich um einen Bericht! Nächster Termin beim Figurentheater Ravensburg, Marktstr. 15, ist am 5. November, 20 Uhr (Karten: Telefon 0751/21062 oder per mail).

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4 Antworten zu Ravensburg, Aachen, Eupen: Ein Nachschlag zum Camus-Novemberprogramm

  1. Liebe Frau Reif, um diesen Artikel mit seinen Kommentaren abzurunden, hier noch eine kleine freudige Nachricht. Das Figurentheater Ravensburg hat mit dem Stück „Das Missverständnis“ den Landesamateurtheaterpreis Baden-Württemberg 2017 in der Kategorie Puppen- und Figurentheater gewonnen. Ich möchte hier den letzten Satz des Kommentars der Jury zitieren: „Möge der Preis dazu beitragen, dass das Ensemble weiterhin den Mut aufbringt, ungewöhnliche und anspruchsvolle Stücke für Erwachsene auf der Figurentheaterbühne zu verwirklichen.“ Diese Aufforderung möchte ich gerne an alle weitergeben.
    Das Stück wird im Rahmen der Preisverleihung am 01.10.2017 um 11 Uhr im Theater Die Käuze, Königsberger Straße 9, 76139 Karlsruhe aufgeführt.

  2. Liebe Frau Reif, die nächsten Vorstellungen sind am 4. Februar und 25. März 2017 jeweils um 20 Uhr in unserem Theater. Gerne sende ich Ihnen noch mehr zu unserer Projektarbeit und Bilder der Premiere zu. Bitte kontaktieren Sie mich hierzu per E-Mail.
    Über Ihren Besuch in unserem Theater und einen anschließenden Gedankenaustausch würden wir uns sehr freuen.

  3. Andreas Banitsch - Regisseur sagt:

    Es ist die spitze Feder eines Unwissenden, die diesen Artikel geschrieben hat. Bereits 2014 wurde das Projekt in Ravensburg als Workshop gestartet, also gleichzeitig mit Herrn Habjan. Wer die Aufführung in Ravensburg gesehen hat, erkennt, dass hier eine eigene klassische Inszenierung mit 5 Spielern entwickelt wurde, die nichts mit dem österreichischem Krimi des Herrn Habjan gemein hat als die Vorlage von Camus.
    Die Erweiterung für das Figurenspiel erfolgt auf einer eigenen Ebene.
    Also bitte, erst lästern, wenn man die Tatsachen kennt. Dieser Tintenspritzer ging ins eigene Auge.

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Lieber Herr Banitsch, vielen Dank für den Hinweis. Ich wische mir betreten das Auge aus. Schade, dass ich mir nicht selbst ein Bild machen kann. Planen Sie weitere Aufführungen über den 5.11. hinaus? Vielleicht klappt es ja dann doch noch. Und selbstverständlich kündige ich sie hier dann gerne an, gerne auch mit Bildmaterial, falls sie mir welches zur Verfügung stellen können – dann hätten die Blog-Leser*innen wenigstens einen kleinen Eindruck Ihrer Inszenierung.

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