Ein knapp 80 Jahre altes, taufrisches Zitat zum Tage

„Sooft ich eine politische Rede höre, oder lese, was die uns Regierenden schreiben, bin ich entsetzt, seit Jahren nichts zu vernehmen, was einen menschlichen Klang hätte. Es sind immer die gleichen Worte, die die gleichen Lügen berichten. Und dass die Menschen sich damit abfinden, dass der Zorn des Volkes diese Hampelmänner noch nicht zerschmettert hat, ist für mich der Beweis, dass die Menschen ihrer Regierung keinerlei Bedeutung zumessen und dass sie spielen, ja wahrhaftig mit einem ganzen Teil ihres Lebens und ihrer sogenannten lebenswichtigen Interessen spielen.“¹

Albert Camus, Tagebücher, August 1937

Chaque fois que j’entends un discours politique ou que je lis ceux qui nous dirigent, je suis effrayé depuis des années de n’entendre rien qui rende un son humain. Ce sont toujours les mêmes mots qui disent les mêmes mensonges. Et que les hommes s’en accommodent, que la colère du peuple n’ait pas encore brisé les fantoches, j’y vois la preuve que les hommes n’accordent aucune importance à leur gouvernement et qu’ils jouent, vraiment oui, qu’ils jouent avec toute une partie de leur vie et de leurs intérêts soi-disant vitaux.“ ²

Und aus gegebenem Anlass heute ausnahmsweise auch noch einmal auf englisch: 

„Every time I hear a political speech or I read those of our leaders, I am horrified at having, for years, heard nothing which sounded human. It is always the same words telling the same lies. And the fact that men accept this, that the people’s anger has not destroyed these hollow clowns, strikes me as proof that men attribute no importance to the way they are governed; that they gamble — yes, gamble — with a whole part of their life and their so-called vital interests.“

Albert Camus, Notebooks, 1937

P.S. Das Zitat habe ich von der Société des Études Camusiennes (SEC) übernommen, die es heute, am Tag des Wahlsiegs von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA, bereits auf ihrer Facebook-Seite gepostet hat.

¹Albert Camus, „Tagebücher 1935-1951“. Deutsche Übersetzung von Guido G. Meister.  Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1963, 1967, S. 33. ² Oeuvre complètes II, 1931-1944, édition publiée sous la direction de Jacqueline Lévi-Valensi, Gallimard, Paris 2006, Bibliothèque de la Pléiade, p. 825

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1 Antwort zu Ein knapp 80 Jahre altes, taufrisches Zitat zum Tage

  1. Sabine Reif sagt:

    Nun, an diesem unheilvollen Tag muss man leider sagen, dass die „Hampelmänner“ und -Frauen das Wahlvolk selbst sind! Denn sie sind in bislang für Amerika ungeahnt großen Ausmaß an die Wahlurnen geströmt und haben stundenlang in der Warteschlange gestanden (und zwar ohne an der frischen Luft zur Besinnung zu kommen!! ) um einen der größten und widerwärtigsten aller Hampelmänner selbst zu wählen!

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